untersuchten mit künstlerischen Mitteln übergreifende Themen des BFDK. Insgesamt fünf Kollektive der freien darstellenden Künste wirkten in dem „Labor Arbeitswelten“ und in dem „Labor Landarbeit“.
PROJEKT ABGESCHLOSSEN PROJEKT ABGESCHLOSSEN
Bei den Sommercamp-Laboren handelte es sich um eine vorübergehende kooperative Projektarbeit im Jahr 2022. Die Beteiligten betrieben künstlerische Forschung zu den Arbeits- und Produktionsbedingungen in den freien darstellenden Künsten. Es gab zwei Labore, die sich insgesamt fünf Themenfeldern widmeten. Das „Labor Arbeitswelten“ nahm Solo-Selbständigkeit und hybride Beschäftigung in den Fokus. Das „Labor Landarbeit“ lenkte den Blick auf ländliche Räume: Welche Präsentationsmöglichkeiten bieten sie momentan? Wie kann die dortige Sichtbarkeit der freien darstellenden Künste erhöht werden? Wie gelingt der Generationenwechsel?
Der BFDK beschäftigte sich mit diesen Fragen bereits länger und auf anderen Wegen, zum Beispiel in den Projekten „Systemcheck“ und „Performing Exchange“ (PEX). Im Zuge der Sommercamp-Labore konnten nun Akteur*innen der freien darstellenden Künste gewonnen werden, die ihnen mit künstlerischen Methoden nachgehen. Die Fragen wurden im Austausch miteinander erörtert und künstlerisch bearbeitet – digital oder analog, im Probenraum, am Tisch oder anderswo. Dazu erarbeiteten die Kollektive künstlerische Positionen. Ausgestattet waren sie dafür mit einem Produktionsbudget, unterstützt durch eine professionelle Projektbegleitung und Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerktreffen und Coaching. Als Anregung dienten externe fachliche Impulse: Expert*innen standen als Sparringspartner*innen und für Rückfragen zur Verfügung.
Die künstlerischen Recherchen aus den beiden Laboren flossen in das „Bundesweite Labor der Labore“ (BALL) des Fonds Darstellende Künste am 14. und 15. Oktober 2022 in Berlin im Haus der Berliner Festspiele ein. Gemeinsam wurden dort übergreifende Positionen für ein postpandemisches politisches Kulturkonzept erarbeitet.
Kooperationspartner*innen
- ensemble-netzwerk e. V., Berlin
- Citizen.KANE.Kollektiv e. V., Stuttgart
- kritik-gestalten UG, Dortmund
- TheaterGrueneSosse, Frankfurt am Main
veranstaltet im Rahmen des Programms Bundesweite Artists Labs“ des Fonds Darstellende Künste, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.
Team + Kontakt
Projektleitung
Sandra Bringer
E-Mail: @email
Projektmitarbeit
Alina Fluck
E-Mail: @email
Labor „Landarbeit“
Thema: Sichtbarkeit
Lokalredaktionen schrumpfen, Kulturredaktionen sind meist dort gar nicht angesiedelt oder werden von Reportern, teilweise auch externen Freiberufler*innen übernommen. Die Qualität des Feedbacks geht meist über Inhaltsbeschreibungen nicht hinaus. Die Funkhäuser der Radio- und Fernsehanstalten sind weit weg. Überregionale Medien kommen nur selten aufs Land. Weniger Menschen lesen die Zeitung oder schauen Nachrichten, oder doch? Welchen Einfluss haben Social Media auf die Entscheidung eine Aufführung der FDK zu besuchen, wenn eine Fahrt mit dem Auto obligatorisch ist. Nahverkehr schlecht ausgebaut. Vor nunmehr 8 Jahren haben Janek Liebetruth und Hannes Hartmann das Festival THEATERNATUR maßgeblich aus der Taufe gehoben und entwickelt. Vor zwei Jahren gründeten sie mit dem Autor Sören Hornung das Kollektiv KÜN5TLER1SCHE 1NTELL1GENZ. Seitdem beschäftigen sie sich mit der Sichtbarkeit von Veranstaltungen der darstellenden Künste im ländlichen Raum. Im Labor untersuchten sie die Stärkung der Sichtbarkeit mit Mitteln der Partizipation und probierten diese praktisch mit Teilnehmenden aus.
Kollektiv: KÜN5TLER1SCHE 1NTELL1GENZ (Sachsen-Anhalt)
Coaching: kritik-gestalten (NRW)
Fachlicher Input: Des. Prof. Dorte Lena Eilers (München)
Thema: Präsentation
Studio Studio arbeitet seit 2019 an filmischen ortsspezifschen Projekten mit Fokus auf die Darstellung und Dokumentation des Lebens auf dem Land. In enger Zusammenarbeit mit Bewohner*innen einer Gemeinde entstehen Filmprojekte, die sich durch dokumentarische Erzählungen spezifischer Orte ihren Bewohner*innen nähern und mit fantastisch-illusionistisch inszenierten Szenen kollidieren. 2023 richten sie ein Kulturfestival in dem Dorf aus, in dem sie die letzten Jahre gearbeitet haben. Dieses soll um spezifische Präsentationsformate darstellender Kunst erweitert werden. Im Labor erforschten sie, mit welchen Kriterien sie sinnvoll Formate für diesen spezifischen Ort entwickeln können. Studio Studio nutzten das Labor dafür, ihre bisherigen Erfahrungen zu dem Thema auszuwerten, neue Erkenntnisse zu gewinnen und diese auf ihre künstlerische Arbeit in der Gegenwart und Zukunft zu übertragen.
Kollektiv: Studio Studio (Hessen)
Coaching: Felix Kubin (Hamburg), Béatrice Kretzer (Wien), Peter Paul Aufreiter (Wien), Simon Rösler (Hamburg)
Fachlicher Input: Airan Berg (Wien)
Thema: Generationenwechsel
Die Frage der Nachfolge stellt sich für viele ältere freie Theatermacher*innen mit eigenen Spielstätten im ländlichen Raum. Es geht darum, Strukturen, Wissen und Ideale an jüngere Akteur*innen weiterzugeben, sodass sie an Bestehendes anschließen und zugleich Eigenes entwickeln können. Theater mini-art e.V. ist das einzige freie professionelle Kinder- und Jugendtheater in der ländlich strukturierten Region Niederrhein und besteht dort seit über 25 Jahren. Lebenszeitlich bedingt, beschäftigt sich die Leitung mit der Suche nach Nachfolger*innen, damit der Region ein qualifiziertes kulturelles Angebot langfristig v.a. für Kinder und Jugendliche erhalten bleibt. Welche Bedingungen werden an das Profil von Nachfolger*innen geknüpft? Was sind Mindestanforderungen? In welchen Punkten muss sich die Konzeption des Theaters verändern? Diesen Fragen ging das Theater mini-art im Labor nach.
Kollektiv: Theater mini-art e.V. (NRW)
Coaching: Theater Gruene Sosse (Frankfurt a.M.)
Fachlicher Input: Mathias Hofmann (NRW)
Labor „Arbeitswelten“
Thema: Hybride Beschäftigung
Zwischen den Stühlen? – Das Laborkollektiv untersuchte die Wechselwirkungen von hybrider Beschäftigung und künstlerischer Tätigkeit. Es nahm also die zahlenmäßig große Gruppe an Künstler*innen, die zwischen weisungsgebundenem Auftrag und freier Produktion tätig sind, in den Blick. Wie werden deren Erwerbsstrukturen und organisatorischen Nöte besser wahrnehmbar? Welche Herausforderungen und Lösungsvorschläge lassen sich wie diskutieren? Welche anderen Formen der Sichtbarkeit und Argumentation sind notwendig? Das Laborkollektiv nutzte Mittel der Gamification, um diesen Fragen nachzugehen.
Kollektiv: ensemble netzwerk e.V. - Anica Happich und Johannes Lange
Fachlicher Input: Dr. Alexandra Manske
Coaching: Rimini Protokoll
Thema: Solo-Selbständigkeit
Solo sein, selbstwirksam sein und beständig sein: Was hat die Solo-Selbständigkeit mit Kunst zu tun? Welche Arbeitsanteile erfordern was? Welche Rolle spielt Zeit? Für welche Arbeit braucht es ein Kollektiv, für welche ein Solo-Sein? Wie hat sich die Solo-Selbständigkeit in den vergangenen Jahr(zehnt)en verändert?
Kollektiv: Ute Kahmann, Stela Korljan, Bridge Markland
Coaching: Citizen.KANE.Kollektiv
Fachlicher Input: Moritz Kotzerke