Die freie Szene der Kinder- und Jugendtheater in Deutschland bildet momentan noch nicht die gesellschaftliche Vielfalt ab. In Produktionsprozessen und auch im fachlichen Austausch werden neue Ansätze für mehr Diversität und Inklusion erprobt. Die Frage, wie Zugangsbarrieren in der Praxis gesenkt werden können, ist von größter Relevanz. Um Diversifizierungsprozesse in der freien Szene der Kinder- und Jugendtheater seit dem Gründungsboom der 1980er und 1990er Jahre besser einordnen zu können, fehlt es jedoch an Material. Es ist an der Zeit für eine neue wissenschaftliche Auseinandersetzung und / oder eine künstlerische Forschung zu diesem Thema.
Für den Forschungsauftrag können z.B. folgende Fragen Ausgangspunkt der Recherche sein: - Was erzählen die Materialien der Theater über Diversifizierungsprozesse? - Welche machterhaltenden oder machtkritischen Stoffe finden wir vor? - Welche Haltung in Bezug auf die Vielfalt auf Panels, Workshops oder Programmen wird deutlich? - Welchen Themen und Konflikte werden verhandelt? - Wie hat sich Diversität in der freien Szene für Kinder- und Jugendtheater mit den Jahren verändert? - Welche Personengruppen entscheiden und welche Mechanismen werden sichtbar? - Welche Perspektiven fehlen in den Freien Darstellenden Künsten für junges Publikum schon in den 1980er oder 1990er Jahren und wie wird dies reflektiert oder kompensiert, z.B. in der Spielplangestaltung? - Welche Diversifizierungsprozesse werden sichtbar und wie wurden sie gestaltet? Wie müssten sie heute und/oder in der Zukunft gestaltet werden, um die Vielfalt der Gesellschaft auch in der freien Szene für junges Theater abzubilden? Als Ergebnis des Auftrags sollen ein Bericht mit konkreten Handlungsvorschlägen und einer Präsentation entstehen.
WIE?
Im Rahmen der Forschung besteht unbeschränkter Zugang zum Archiv der ASSITEJ sowie der Sammlung des KJTZ in Frankfurt am Main. Darin finden sich Dokumente über Spielpläne, Programme, Intendanzen, Regie, Dramaturgie, künstlerische Praxis, Produktion in Schrift, Bild und Ton. Zusätzlich bestehen weitere Möglichkeiten zu Forschung und Zusammenarbeit mit Mitgliedstheatern der ASSITEJ sowie Künstler*innen-Gruppen, z.B. in Form von Interviews. Insbesondere besteht eine Kooperationsmöglichkeit mit dem Bündnis „PERSPEKTIV- WECHSEL“, einem Zusammenschluss von Künstler*innen-Gruppen der Freien Szene des Theaters. PERSPEKTIV:WECHSEL bietet eine Austauschplattform für die Reflexion von (Arbeits-)Strukturen und künstlerischer Praxis mit dem Ziel, mehr Diversität im Kinder- und Jugendtheater zu ermöglichen. Der/die Auftragnehmer*in wird das Arbeitsfestival der freien Kinder- und Jugendtheater „SPURENSUCHE“ 2023 in München besuchen.
WER?
Bewerben können sich insbesondere Postgraduierte (Bachelor/Diplom/Master), die aufgrund Ihres Studiums ein besonderes Interesse im Kinder- und Jugendtheater oder Diversität nachweisen können oder Bewerber*innen mit mehrjähriger Praxiserfahrung in diesem Themenbereich. Bewerben können sich darüber hinaus Künstler*innen(gruppen) mit einer hohen Affinität zu Diversifizierungsprozessen im Kinder- und Jugendtheater. Erfahrungen im Umgang mit Archiven sind ein Plus.
WAS?
Der Werkvertrag wird mit 8.000 € brutto vergütet. Ein erster Zwischenbericht ist bis Januar 2023 vorzulegen und ein Abschlussbericht mitsamt Präsentation bis zum Oktober 2023. Weitere Zuschüsse im kleineren Umfang u.a. zu Reisekosten, Forschungs- bzw. Produktionsmittel können nach Absprache übernommen werden.
Es gelten folgende Bewerbungsvoraussetzungen:
- Einreichfrist für die Interessenbekundung: 25. August 2022
- Bewerbungsgespräche / Kennlerngespräche finden am 8. September 2022 statt.
- Bewerbungen mit Lebenslauf, Motivationsschreiben inkl. Kurzkonzept und Hinweisen auf Kenntnisse im Bereich Diversität und Affinität zum Kinder- und Jugendtheater senden Sie bitte an: @email
Alle Infos sind auch hier zu finden.